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Ominöses Kellergewölbe
31 Stufen hinab in eine ungewisse Vergangenheit
Ominöses Kellergewölbe demnächst Schießstand der Pluggendorfer?
Von Wofgang Schemann
Münster (Eig.Ber.). Das Kabuff im Hof des Hauses Weseler Straße 40 ist eher unscheinbar
- aber es hat es in sich. Denn hinter der leicht ramponierten Holztür verbirgt sich ein
Treppenhaus, das geradewegs in die Tiefen der münsterischen Vergangenheit hineinführt.
Nach exakt 31 Stufen steht man in einem mächtigen alten Gewölbe - dessen Ursprung weit
ungewisser ist als seine Zukunft: Die Pluggendorfer Schützengesellschaft von 1810, die in
diesem Jahr ihr 175 jähriges Bestehen feiern konnten möchten hier unten eine
Sportschießstätte einrichten.
Weil es heute nicht einfach ist, für diesen nicht ganz lärmfreien Sport eine geeignete
Sportstätte zu finden, betrachtet es Hermann Fischer, Vorsitzender der Pluggendorfer
Schützengesellschaft, als einmaligen Glücksfall, daß sich da mitten in Pluggendorf und
zudem noch unmittelbar an der gleichnamigen Stiege eine ungeahnte Möglichkeit auftut. In
den zwei nebeneinanderliegenden Kellern, so haben die Vereinsexperten ausgerechnet,
könnte man drei Luftgewehrschießstände von jeweils zehn Meter Länge und einen
Aufenthaltsraum einrichten. Hermann Fischer: "Wir hoffen, daß wir die nötigen
Genehmigungen dafür kriegen."
Weil man für eine entsprechende Genehmigung natürlich einen Plan braucht, in dem das
betreffende Objekt verzeichnet ist, marschierten die Schützen zunächst mal zum Amt für
Zivilschutz. Das nicht ohne Grund: Denn der Gewölbekeller ist im Zweiten Weltkrieg als
Luftschutzbunker genutzt worden. Bis zu 100 Pluggendorfer - so Friseurmeister Wilhelm
Wöstmann, unter dessen Haus sich das Gewölbe befindet - haben hier Zuflucht gefunden.
Aber der Gang zum Zivilschutzbund war vergebens. Fischer: "Nix zu holen."
Ähnliche Erfahrungen mußten die Pluggendorfer Schützen
noch häufiger machen, wenn sie - einmal neugierig geworden - ihrem künftigen Sportplatz
auf die historischen Schliche kommen wollten. Und so müssen sie sich einstweilen mit dem
begnügen, was Eigentümer Wilhelm Wöstmann im Laufe der Jahre - auch unter großen
Mühen - über den geheimnisvollen Keller ausfindig gemacht hat.
Von ehemaligen Nachbarn weiß Wöstmann, daß diese Gewölbe dereinst mal der Brauerei
Wirthensohn ("Die soll da gestanden haben, wo heute das Aegidii-Parkhaus ist.")
als Kühlkeller gedient hat. Weil diese Brauerei aber 1798 der Aegidii-Kaserne weichen
mußte, folgerte Wilhelm Wöstmann: "Seidem dürfte da wohl kein Bier mehr gelagert
worden sein."
Das Gewölbe, das sich rund 6,50 Meter unter der Weseler Straße befindet, ist jedoch -
wie Wilhelm Wöstmann glaubt - ganz offenbar nicht für die Brauerei errichtet worden.
Weil die Faßrampen vermutlich erst nachträglich eingebaut worden sind - jedenfalls aus
einem gelben Stein bestehen, der sonst nirgendwo dort unten verwendet worden ist, bleibt
also die Frage: Woher stammt das Gewölbe?
Wilhelm Wöstmann ist auf Grund eigener Nachforschungen und alter Karten zu dem Schluß
gekommen, daß es sich vielleicht um eine Windmühlenbastion handeln könnte. Immerhin, so
macht er geltend, handelt es sich bei dem Standort um einen der höchsten Punkte der
Umgebung. Noch heute könne er bei guter Sicht von der Dachluke aus den Longinusturm
ausmachen. Und da sei es doch gar nicht so abwegig, daß die Münsteraner seiner Zeit
("Ich vermute, so um 1750") eine vorgelagerte Windmühle als Aussichtsturm und
Bastion ausgebaut hätten, um das Aegidiitor zu schützen.Wenn die Pluggendorfer die
Geschichte ihrer künftigen Sportstätte mal geknackt haben, wartet auf sie eine noch
härtere Nuß. Wilhelm Wöstmann, dessen Vater das Haus an der Weseler Straße mal in den
20er Jahren erworben hat: "Unter den Gewölben befindet sich offenbar noch ein
zweites Gewölbe, das früher mal zugeschüttet worden ist...."

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