Schützen wirbeln Staub aus 300 Jahren auf.
"Pluggendorfer" beginnen heute mit
Entrümpelungsaktion im Gewölbe
Münster (Eig.Ber.). Seine Vergangenheit liegt nach wie
vor im Dunkeln, aber seine Zukunft ist jetzt klar: Das ominöse unterirdische Gewölbe an
der Weseler Straße 40, über dessen Herkunft sich die Gelehrten noch immer den Kopf
zerbrechen, wird zu einer Schießsportstätte um- und ausgebaut.
Nachdem die Baugenehmigung endlich eingetroffen ist, will sich die "Pluggendorfer
Schützengesellschaft von 1810" jetzt an die Arbeit machen. Deshalb heißt es für
die Schützenbrüder am heutigen Samstag: Antreten zu Aufräumen und Entrümpeln.
Das Gewölbe, das sich 31 Stufen (also mehr als fünf
Meter) unter dem Haus des Friseurmeisters Wilhelm Wöstmann befindet, hat sein Geheimnis
noch nicht preisgegeben. Ist es eine alte Windmühlenbastion? Diente es als Kasematte, als
befestigter Rückzugsraum? Wurde es mal als Eiskeller einer Brauerei benutzt?
Fest steht indes, daß das vermutlich Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete Gewölbe, das
im Zweiten Weltkrieg noch mal als Luftschutzbunker herhalten mußte, nun eine neue
Zweckbestimmung erhält: Die Pluggendorfer Schützengesellschaft, die im vergangenen Jahr
ihr 175jähriges Bestehen feierte, will hier eine Sportstätte mit drei
Luftgewehrschießständen und einem Aufenthaltsraum errichten.
Die Baugenehmigung für dieses ungewöhnliche Unterfangen
war nicht einfach zu kriegen. Vorsitzender Hermann Fischer ist dafür so manches mal zur
Stadtverwaltung marschiert, wo er schließlich schon schmunzelnd empfangen wurde:
"Ach, da ist der wieder mit dem verrückten Keller..." Und sogar der
Oberbürgermeister, seit dem letzten Jahr Ehrenmitglied der Pluggendorfer, hat sich für
das Projekt eingesetzt.
Warum es länger gedauert hat, läßt sich an der Baugenehmigung leicht ablesen. Sie
enthält viele Sicherheitsauflagen, die, so Vorsitzender Hermann Fischer, "sicher
absolut richtig sind, aber das Projekt natürlich enorm verteuern". So muß
beispielsweise ein Notausstieg geschaffen werden, wofür sich die Schützenbrüder durch
ein zwei Meter dickes Gewölbe wühlen müssen..."
Aber auch jenseits der Sicherheitsauflagen bleibt genug zu tun: Toiletten, Gasheizung,
Elektroinstallation, Estrich, Fußboden und so weiter.
Das eigentliche Gewölbe indes soll nur gereinigt und
gekälkt werden. Hermann Fischer: "Wir wollen das Hauptaugenmerk auf die Erhaltung
des alten richten."
Würde man das ganze Projekt schlüsselfertig an eine
Bauunternehmung vergeben, so hat das Vorstandmitglied Willi Beumer, der hier als
"Baumeister" fungiert, mal ausgerechnet, müßten die Pluggendorfer vermutlich
"rund 280.000 Mark" berappen. Aber sie wollen mit 25.000 hinkommen.
Der "Rest" soll über Spenden ("Wir haben schon etliche
Zusagen von Mitgliedern, die etwa Heizkörper, Kabel oder sanitäre Einrichtungen spenden
wollen."), Eigenleistusngen und eine Bausteineaktion hereinkommen. Außerdem hofft
man, daß sich irgendwo noch ein Topf findet, aus dem sich das Unternehmen bezuschussen
läßt - zumal, wie Vorsitzender Hermann Fischer betont, diese Sportstätte in erster
Linie für die Jugendlichen errichtet wird, "denen wir hier in kameradschaftlichem
und geselligem Kreis eine vernünftige Freizeitbeschäftigung anbieten wollen.".
Heute fällt der Startschuß. Willi Beumer rechnet damit, daß rund 30
Schützen antreten, um den "Staub von 300 Jahren" (Fischer) da unten raus- und
eine dicke Spende reinzuholen: ein Mitglied hat sich bereit erklärt, 150 Mark springen zu
lassen, wenn die Schützen die Entrümpelungsaktion in einem Tag bewältigen...

Die Schuttberge werden begutachtet.



Die "Bierpipeline"
Das Versorgungsteam

Kleine Stärkung zwischendurch ...

... um mit Elan weiterzumachen.

Es wurde nicht nur unterirdisch gearbeitet, sondern auch
oberirdisch.
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